10.09.2021
Unternehmen Gärtnern
Berliner Freiwillgentag 2021 bei GIB
Unser großer Garten in der Germanenstraße 27 erfreut alle, die hier leben, arbeiten oder zu Besuch kommen. Regen und Sonne in diesem Jahr ließen allerlei Gewächse besonders üppig aus dem Boden sprießen. Die eine oder andere Pflanze brauchte da wieder etwas Luft, um sich entfalten zu können und musste von raumfordernden Nachbarn befreit werden.
Gut, dass es die Berliner Freiwilligentage gibt. Die altbewährte Truppe der Unternehmensberatung Bain & Company Berlin ging uns auch in diesem Jahr wieder helfend zur Hand. Berater des "Unternehmens Gärtnern" war - wie auch schon im letzten Jahr - der GIB-Gartenbeauftragte Herr Tilley.
Ein déjà-vu? Der Sommer kehrt zurück, mitten im September der gefühlt heißeste Tag des Jahres? Hart gärtnernde Unternehmensberaterinnen und -berater von Bain & Company Berlin. Interessierte, helfende, kommentierende und zuschauende Betreute?
Ja, das gab’s schon im letzten Jahr. Nur war es in diesem Jahr nicht an unserm Standort Tuchmacherweg sondern es ging im Garten der Germanenstrasse 27 zur Sache. Und wie. Keine Wurzel, kein Wildwuchs waren vor den hartnäckigen Händen sicher. Wer gerade oder sowieso nicht mitarbeiten wollte, gab mit Micha Rabuske den anderen trommelnd den Rhythmus vor.
Und, wie beim letzten Mal: Egal, welche körperliche Anstrengung dem Mittagsmahl vorangegangen war, die Nachfrage für die Köstlichkeiten vom Grill war groß.
Ganz nebenbei begegneten sich auch in diesem Jahr wieder Menschen, die sonst kaum zueinander kommen. Für uns ein kleines Stück gelebte Integration.
Nach 5 Stunden erkannten die Betreuten ihren Garten kaum wieder. Und der heißeste Tag im September 2022 ist bereits fürs nächste gemeinsame Projekt reserviert.
Wir danken den Gärtnerinnen und Gärtnern der Unternehmensberatung Bain & Company Berlin für ihre Unterstützung des Unternehmens Gärtnern und Frau Stabenow, GIB-Bewohnerin der G27, die sich für den Tag extra Urlaub genommen hatte.
05.09.2021
Berliner Ärzt:innen veröffentlicht Artikel zum MZEB
Mitgliederzeitschrift der Ärztekammer Berlin berichtet über den Beginn, die ambulante Versorgungslücke zu schließen
Das Ärzteblatt BERLINER ÄRZT:INNEN berichtet in der Ausgabe 09/2021 über den Beginn, die ambulante Versorgungslücke für Erwachsene mit Intelligenzminderung und schwerer Mehrfachbehinderung durch die Errichtung von MZEBs zu schließen.
Die Wissenschaftsjournalistin Dr. Adelheid Müller-Lissner beschreibt die Notwendigkeit, diese speziellen ambulanten Versorgungszentren – auch in Berlin – aufzubauen.
Anders krank
und dennoch gleich gut behandelt
Diese Menschen sind „in der Regel nicht oder nur ungenügend in der Lage zur Kooperation. Sie zeigen oft schwerste Verhaltensauffälligkeiten, weil sie Stress kaum tolerieren und keine geeigneten Strategien erlernen können, um mit Widrigkeiten unterschiedlichster Art umzugehen. Viele Betroffene wehren sich gegen jede körperliche Untersuchung, weil sie die Erklärungen der Ärztin oder des Arztes nicht verstehen und trotz ausgefeilter Mittel zur Unterstützung selbst kaum verständlich kommunizieren können.
[...] In Berlin hat die im November 2015 gegründete GIB-Stiftung, deren Vorstand Boehlke gemeinsam mit der erfahrenen Psychiatrie-Pflegekraft Ernestine Brauns bildet, mit dem ersten MZEB Berlin-Nord in Pankow-Niederschönhausen die Versorgungslücke geschlossen. [...] Im Süden der Stadt, in Lichterfelde, wurde von der Cooperative Mensch eG ein zweites MZEB errichtet, dessen Ärztliche Leitung Boehlke im Oktober letzten Jahres übernommen hat.“
In beiden Berliner Zentren arbeiten Mediziner:innen aus mehreren Fachgebieten eng zusammen: Neben hausärztlicher und internistischer Versorgung ist stets neurologische und psychiatrische Expertise gefragt, aber z.B. auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten.
Bei neuen Patient:innen sei die erste Aufgabe der multiprofessionellen Teams eine umfassende Diagnostik. „Wir müssen zunächst einmal alles zusammensetzen und vernetzen, was an Befunden vorhanden ist“, so Boehlke. Die Aufgabe der Kolleg:innen im MZEB bestehe darin, den erwachsenen Patient:innen weiterhin eine umfassende Behandlung zu ermöglichen, die sie als Jugendliche in den SPZs noch erhielten. Sie müssen Lots:innen sein, die den Patient:innen und deren Betreuer:innen die Wege für hoch spezialisierte Behandlungen ebnen. Wobei sie häufig in vielen Bereichen selbst eine dauerhafte adäquate Behandlung sicherstellen.
20.08.2021
10 Jahre Petra Ramminger Haus in der Germanenstraße 34
Petra Ramminger war eine der ersten, die bei GIB ihren Ort zum Leben fanden. 1998 war sie aus der Karl-Bonhoeffer Nervenklinik, in der sie bis dahin gelebt hatte, zu uns gezogen. Ihre Freiheit konnte sie nur kurz geniessen. Sie verstarb leider viel zu früh, hatte aber in der kurzen Zeit bei uns eine erstaunlich positive Entwicklung genommen.
Sämtliche Berliner Wohnstätten mit Ausnahme des Hans-Riegler-Hauses (auch Hans Riegler kam aus der KBoN) sind nach ihr benannt. Die jüngste unter ihnen wurde 10 und feierte ein rauschendes Fest.
Kein Zeitpunkt wäre besser gewesen für das Zehnjährige des jüngsten der drei Ramminger Häuser in der Germanenstrasse 34. Hatten doch alle sehnlichst drauf gewartet, endlich wieder miteinander feiern zu können. 10 Jahre sind aber nicht nur ein Fest bei gutem Wetter mit einer wunderbaren Jubiläumstorte, Musik, einem verführerischen Buffett und allerlei Produkten aus dem Arbeitsförderbereich. Es sind vor allem auch zehn Lebensjahre der Bewohnerinnen und Bewohner der WGs 5 und 6. Zusammen leben mit Höhen und Tiefen. Freundschaften knüpfen, auf Reisen gehen, Krisen bewältigen. Sich persönlich und gemeinsam als Gruppe entwickeln. Alle Menschen, die bei GIB leben, genießen ein lebenslanges Wohnrecht. Das gibt Zeit und Rückhalt dafür.
Und natürlich, weil hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind, die dieses Konzept mittragen. Die mit größter Flexibilität täglich neue Situationen meistern, die die Verschiedenheit und die Verhaltensweisen der Menschen, die bei uns leben, respektieren und ihnen mit Empathie und Kreativität Raum geben sich zu entwickeln. Und die sich in der letzten Zeit, als Corona das Zusammenleben in den WGs auf eine harte Probe stellte, mit viel Energie und Durchhaltevermögen dafür eingesetzt haben, den Menschen weiterhin ein verlässliches Zuhause zu bieten.
Noch ein Zehnjähriges wurde gefeiert: Julia Heidig, die als Heilerziehungspflegerin in einer GIB-WG begann und jetzt stellvertretende Leiterin des Wohnverbunds Berlin ist. Neben ihrer derzeit noch ein bisschen mehr als sonst herausfordernden Arbeit hat sie ein wunderbares Fest möglich gemacht.
Frau Wolf, die ehemalige Leiterin des Wohnverbunds Berlin, zieht’s ins fernere Umland. Viele Bewohnerinnen drängten, sich persönlich von ihr verabschieden zu können. Eine Darbietung fiel dabei besonders auf: Frau S. schnappte sich spontan das Mikro und sang ein sehr persönliches Abschiedslied, das höchst wahrscheinlich sie und Claudia Wolf verstanden haben.
Nach 10 Jahren und so einem Fest gebührt allen großer Dank: Den Befeierten, den Gästen, und denen, die vorher, währenddessen und danach dafür sorgen, dass alles laufen konnte wie am Schnürchen. Danke.
16.08.2021
Tagesspiegel berichtet über MZEB-Nord
Artikel in
In seiner Ausgabe vom 16.08.20211 widmet sich der Tagesspiegel in der Rubrik „Berlin Gesund“ ausführlich dem Thema der medizinischen Versorgung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen. Im Mittelpunkt des Artikels steht das MZEB-Nord.
Die Arbeit des MZEB-Nord in Pankow-Niederschönhausen steht im Mittelpunkt des Artikels, nicht unerwähnt bleibt aber auch das inzwischen als zweites in Berlin eröffnete MZEB der Cooperative Mensch e.V. in Lichterfelde.
Erik Boehlke, Initiator des MZEB-Nord – und in Personalunion auch medizinischer Leiter des MZEBs der Cooperative Mensch – weiß von den Schwierigkeiten zu berichten, die die Behandlung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung in der Regelversorgung mit sich bringen und die erst durch die ambulante Versorgung im MZEB angemessen betreut werden können.
Während Jugendliche mit kognitiven Einschränkungen oder schweren Mehrfachbehinderungen bis zur Volljährigkeit in den Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) noch qualifiziert und angemessen versorgt werden, fallen sie mit der „Transition“ in die Erwachsenenmedizin durchs Raster.
Das MZEB bündelt unterschiedliche medizinische Expertise und ermöglicht so eine umfassende Behandlung, die auf die ganzheitlichen Bedürfnisse der erwachsenen Patienten ausgerichtet ist.
13.08.2021
Haus der GIB-Stiftung bekommt Grundstein
Feierliche Grundsteinlegung in der Germanenstr. 33
Im Foyer des mittlerweile 3 Stockwerke hohen Rohbaus versenkte Erik Boehlke im Beisein von Gästen eine Edelstahlkassette mit dem, was der Nachwelt über das Gebäude erhalten bleiben soll. Damit die nicht lange nach ihr suchen muss, wird sie nach Fertigstellung des Gebäudes unter einer Glasplatte an eben diesem Ort zu bewundern sein.
Der Meilenstein, wie Frau Pieroth-Manelli, Bündnis 90/Die Grünen, das MZEB Berlin-Nord in ihrem Grußwort nannte, bekommt einen Grundstein. Im übertragenen Sinne, denn das Gebäude des MZEB ist mittlerweile schon drei Stockwerke hoch. Im Foyer des Rohbaus versenkte Erik Boehlke, Vorstandsvorsitzender der GIB-Stiftung, eine Edelstahlschatulle mit Informationen zum MZEB und zur GIB-Stiftung. Der Schriftentwurf auf der Schatulle stammt von Franka Lemke, Bewohnerin bei GIB.
PD Dr. Nils Freundlieb, der ab Oktober die ärztliche Leitung des MZEB übernehmen wird, sieht in seinem künftigen Arbeitsplatz eine Wachstumsnische des lebenslangen Lernens aller, der Patientinnen und Patienten und derer, die sie behandeln. Einen Ort der Versorgungsforschung wünscht sich Prof. Albert Diefenbacher in seiner Festrede, dass hier auch Raum für Fortbildungen geschaffen wird, nennt Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin Der Paritätische Berlin, typisch GIB.
Um wen es bei allem geht, singt Kim Seligsohn in ihrer Performance "Klanggebäude aus Namen von GIB Bewohnerinnen und Bewohnern". Die GIB-Trommelgruppe mit dem Percussionisten Micha Rabuske gibt dem Tag den Rhythmus vor. Ein Jazz Trio gefördert vom Verein Yehudin Menuhin Live Music now e.V. untermalt dann den kulinarischen Teil des Nachmittags.
Erik Boehlke und Ernestine Brauns danken stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Feier vorbereitet haben:
Andrea Baars, Herrn Görns, Frau Fernández und dem Team des Arbeitsförderbereichs Tuchmacherweg, Frau Rahn und dem Team des Arbeitsförderbereichs Germanenstr. 34, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Arbeitsförderbereiche Hans-Riegler-Haus und Alt-Reinickendorf, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Betreuungsdienst, den GIB-Hausmeistern, Evelyne Hohmann, Nadja Schlitzer und allen, die das Haus der GIB-Stiftung von der Idee bis heute mitgetragen haben:
Matthias Althaus, Jörg Eisenberger, Dirk Gastle, Annelies Herrmann, Ben Hübner, Edgar Jakob, Gerd Dietmar Kunter, Dr. Gabriele Schlimper, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle der GIB e.V. und der GIB-Stiftung, Katja Schönherr, Sebastian Finkler, Heidi Majewski, Alexander Obst, HochTief und allen auf der Baustelle Beschäftigten, Silvio Bartosch, der alle Bauaufgaben koordiniert und am Ende der Veranstaltung mit der Grundsteinschatulle verschwandt.
Sie wird geschützt durch eine Glasplatte wieder im Foyer zu besichtigen sein, wenn das Haus seine Türen endgültig öffnet.
11.05.2021
GIB-Künstler Carsten Helbig von Schauspieler Eugen Knecht unterstützt
Der große hölzerne Bauzaun an unserem Berliner Grundstück Germanenstr. 34 bekommt ein kunstvolles Gewand. Woche für Woche lassen hier GIB-Betreute ihrer Fantasie mit Farbe und Pinsel freien Lauf. Das fällt auf. Unter anderem dem Schauspieler Eugen Knecht. Der war so begeistert von der Bilderwelt des GIB-Malers Carsten Helbig, dass er sich entschloss, dessen künstlerisches Schaffen zu unterstützen.
Vor der Baustelle zum MZEB der GIB-Stiftung an der Germanenstr. 34 in Berlin steht ein großer hölzerner Bauzaun. 32 Meter lang und drei Meter hoch. Dieser große Holzkoffer schützt einen in roten Ziegelsteinen gemauerten Gartenzaun des Grundstücks.
Seit Ende März, immer dienstags und donnerstags, geben GIB-Betreute mit Farbe und Pinsel dem Zaun ein Gesicht. Schon schlägt ein blaues Herz auf ihm oder zieht ein grünes Gewitter herauf. Eben noch undurchdringliche Fläche, ist jetzt in seiner Mitte eine Tür entstanden, die man - wie der Künstler sagt - in Gedanken öffnen kann. Der ursprüngliche Zaun lugt - ebenfalls von Bewohnerinnen und Bewohnern gemalt - zwischen den Bildern hindurch.
Die Betreuten entscheiden selbst, wann sie am Malen teilnehmen und was sie malen möchten. Im Vordergrund steht die Erfahrung der freien gestalterischen Arbeit draußen auf einer großen Fläche. Da können Pinsel im weiten Radius schwingen und impulsive Bewegungen der Malenden abstrakte Gebilde entstehen lassen.
Passanten bleiben bewundernd stehen, entdecken Großes und kleines, manche stellen auch Fragen. Einer, der vom Projekt gehört und Bilder davon gesehen hat, ist der Schauspieler Eugen Knecht. Ihm gefielen die Zeichnungen des GIB-Malers Carsten Helbig so gut, dass er dessen Arbeit unterstützten wollte.
Herr Helbig bekam von ihm ein Set Künstlerbuntstifte und Zeichenpapiere. Eugen Knecht erhielt zum Dank eine von Helbigs herausragenden Zeichnungen. Eugen Knecht dreht derzeit in einer Filmproduktion. Coronabedingt durfte er daher nicht an den Kunstzaun kommen. Janis Fitzner vom GIB e.V. schlüpfte kurzerhand in dessen „Zaungastrolle“. Wenn Sie Lust haben, das Gesamtkunstwerk im Original zu besichtigen, schauen Sie doch in der Freiluftgalerie Germanenstr. 34 vorbei. Es gibt Vieles zu entdecken.
UPDATE: Der Bauzaun – und mit ihm die Kunstwerke – ist natürlich mit der Fertigstellung des Hauses der GIB-Stiftung im September 2022 verschwunden. Die Arbeit der GIB-Künstler:innen wurde aber im Dokumentarfilm „Wie soll der Planet noch bemalt werden?“ festgehalten.